Gelbbauchunken am Schönberg
(AGN)
Projektbeschreibung
Vorgeschichte:
Am Schönberg diente im Schlossgarten des Jesuitenschlosses ein nicht genutzter, gemauerter Brunnen über Jahrzehnte den Gelbbauchunken (GbUs) als Lebensraum und Laichgewässer. Mit der Renovierung des Brunnens verloren sie 1999 diese Lebensgrundlage.
Der Besitzer des Schlossgartens, die Stiftungsverwaltung der Stadt Freiburg, wurde informiert. Sie stellte unbürokratisch Grund und Boden sowie Folie für ein Ersatzbiotop zur Verfügung. Im April 2001 legten wir den ersten Folien-Tümpel an. Innerhalb weniger Tage wanderten GbUs ein und laichten.

Bis zum Herbst zählten wir 20 Jungtiere. 2003 verlegten wir eine zweite Folie mit dem selben Erfolg. Neben der Folie vergruben wir auch kleine Bottiche. Wir stellten fest, dass sie gegenüber dem großen Folienbiotop bevorzugt werden. Die beiden Folien-Biotope nannten wir Amphibiengewässer Jesuitenschloß Merzhausener Steige und Jesuitenschloss Schlosspark. Sie liegen auf der Gemarkung Merzhausen.
Beide Biotope haben wir aus Zeitgründen zur weiteren Pflege im Juli 2008 an die BUND-Bezirksgruppe Schönberg übergeben.
In 2003 beschlossen wir am Schönberg/St. Georgen eine Wiese oberhalb des Zwiegerackers zu pachten, um mehr über die Lebensweise der GbUs zu erfahren. Wir beschlossen unterschiedlich gestaltete Tümpel für GbUs anzulegen und herauszufinden welchen Tümpel-Typ die GbUs bevorzugen. Ein neues GbU-Projekt war geboren.
Lage
Der Schönberg (644 m) gehört zur Vorbergzone des Schwarzwaldes und liegt südlich von Freiburg. Er ist reich strukturiert und wird geprägt durch Mischwälder, und eine breite Randzone mit mit Hecken, offenen Wiesen und Streuobstwiesen.
Innerhalb einer weiträumigen Streuobstanlage liegt in Hanglage die gepachtete Wiese an einem zeitweise Wasser führenden Kleinbach. Gemarkung Freiburg, Ortsteil St. Georgen, oberhalb der Straße „Zwiegerackeweg“.Flurstück: Oberer Zwiegeracker, 24517/1, Fläche 545 qm.
Verpächter: Thomas Maier, Wendlingerstr. 36, 79111 Freiburg, Tel: 4760771


Projekt
Mit dem Gelbbauchunken-Projekt wollten wir einerseits den GbUs am Schönberg einen neuen und sicheren Lebensraum geben und andererseits wollten wir herauszufinden wie ein Kleintümpel und sein Umfeld aussehen müssen, damit GbUs sich wohlfühlen, von ihren Fressfeinden verschont bleiben, zu ausgewachsenen Tieren heranwachsen und laichen können. Wichtig war auch herauszufinden welche Strukturen vorhanden sein müssen, damit die GbUs unbeschadet überwintern. Um auf diese Fragen Antworten zu erhalten, begannen wir unterschiedlich gestaltete Kleintümpel auf der 545 qm Wiese anzulegen. Der temporär fließende Bach half uns die Tümpel mit Wasser zu füllen.
Pflegemaßnahmen
Uns wurde sehr schnell klar, dass regelmäßige Begehungen verbunden mit den nötigen Pflegemaßnahmen unerlässlich waren, um ausreichende Antworten auf unsere Fragen zur Lebensweise der GbUs zu erhalten. Besonders interessierte uns die Entwicklung der GbU-Larven. Wenn man weiß, dass nur 3-5% der Larven einmal das Fortpflanzungsalter erreichen, versteht man das wir herausfinden wollten, welche Maßnahmen wir ergreifen müssen, damit wir diese Rate erhöhen können.
Die folgenden Grund-Pflegemaßnahmen des Biotops sind vorgesehen:
- Mahd der Wiese (2x jährlich)
- Freischneiden von Zaun, Steinhaufen und Brombeerhecke
- Zurückschneiden der Kopfweiden
- Regulierung des Wasserzuflusses sowie Sicherung des Wasserangebotes in Trockenzeiten
- Ein- und Ausgraben der Laich- Kübel


Ergebnis
Durch unsere Beobachtungen und Pflegemaßnahmen haben wir einen Einblick erhalten, wie ein Lebensraum für GbUs optimal aussehen sollte. Wir verstehen nun auch etwas besser die Lebensweise der GbUs.
Regel Nr. 1 lautet: Alles was größer als eine GbU ist, wird als Feind eingestuft und löst Fluchtverhalten aus. Alles was kleiner ist, wird gefressen. Die Fressfeinde konnten wir zurückdrängen und die Nachwuchsrate bis zum Herbst 2008 auf etwa 20% erhöhen. Ab Mai 2009 werden wir dann wissen wie viele Tiere den Winter überstanden haben.
Wie sollte der Lebensraum eines GbU-Biotop gestaltet sein:
- GbUs lieben viel Sonne und möchten beim Sonnenbaden auf Ästen oder Steinplatten nicht gestört werden
- Fluchtmöglichkeiten und Verstecke sollten in unmittelbarer Nähe liegen
- Verstecke/Tarnungen: unter Ästen, Steinplatten, Hasendraht, auf der Wasseroberfläche zwischen Wasserlinsen
- keine Mahd direkt um die Tümpel (s.o.)
- Ausschaltung der Fressfeinde im Wasser und an Land
- flache Tümpel garantieren optimale Erwärmung des Wassers und damit schnelle Entwicklung der Larven
- Kleinst-Tümpel (50x30cm) zum Aufenthalt und zur Fortpflanzung reichen aus
- GbUs unterscheiden Tümpel zum Aufenthalt und zur Laichablage
- Kaulquappen sind auch Aasfresser, sie bevorzugen Süßwasserfisch
- erwachsene Tiere fressen gern kleine Regenwürmer
- zur Überwinterung eigenen sich Stein- oder Holz-Haufen sowie Steinmauern
Gelbbauchunke – Bombina variegata L. 1758
Quelle: www.amphibienschutz.de, wo sich auch Beschreibungen zu allen anderen Amphibienarten Deutschlands befinden.

Merkmale
Adulte: Größe der Männchen und Weibchen 35 bis 55 mm. Oberseite graubraun, oft mit verwaschenen, hellen Flecken. Unterseite inklusive Arme und Beine graublau bis schwarzblau mit auffallenden hellgelben bis orangen Flecken, die meist mehr als die Hälfte der Unterseite einnehmen. Gedrungener Körper, Schnauze gerundet, Pupille herzförmig, Trommelfell nicht sichtbar. Oberseite mit zahlreichen Warzen.
Männchen rufen im Wasser nicht sehr laut – dumpfe, aber melodiöse – uh … uh … uh“ – Rufe.
Larven: Der obere Flossensaum reicht höchstens bis zur Rumpfmitte. Schwanzende abgerundet.
Gesamtlänge bis 55 mm.
Laich: Die Eier werden in lockeren Klümpchen von 2-30 Eiern an ins Wasser hängende Grashalme oder oft auch an überschwemmt Landpflanzen geheftet. Die Eier sind auf der Oberseite mittelbraun, am unteren Pol hellbraun und messen im Durchmesser 1,5 – 2 mm.
Lebensraum und Verbreitung
Die Gelbbauchunke gehört zu den Amphibien mit enger Bindung an den Lebensraum Wasser. Ursprünglich war die Art ein typischer Bewohner der Bach- und Flußauen. Sie besiedelte hier die im Zuge der Auendynamik entstandenen temporären Kleingewässer. Als Ersatzhabitate bevorzugt sie temporäre Klein- und Kleinstgewässer wie Traktorspuren, Pfützen und kleine Wassergräben, die meist vegetationslos sind und somit frei von konkurrierenden Arten und Fressfeinden. Durch die schnelle Erwärmung der Kleingewässer ist eine schnelle Entwicklung des Laichs und der Larven gewährleistet. Man findet diese Pionierart heute häufig in Steinbrüchen oder Kiesgruben sowie auf Truppenübungsplätzen. Die große Mobilität der Jungtiere bedingt eine schnelle Besiedlung von neu entsehenden Lebensräumen. An Land suchen die Gelbbauchunken Verstecke unter Steinen, totem Holz und in Lücken- und Spaltensystemen von Felsen auf. Die Gelbbauchunke ist ein Bewohner des Berg- und Hügellandes, in den Mittelgebirgslagen Mittel- und Süddeutschlands verbreitet.
Laichgewässer
Angenommen werden stehende sowie schwach fließende Gewässer, Pfützen und wassergefüllte Fahrspuren.
Fortpflanzung
Die Laichzeit erstreckt sich von Mai bis Juni, die Eier werden in kleinen Ballen von 2-30 Eiern an Wasserpflanzen geheftet.


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